126 Mrd. Euro: Aufschwung durch Großinvestitionen getragen
Das Jahr 2024 markierte einen deutlichen Aufschwung für europäisches Private Equity, nachdem es in den Jahren 2022-2023 einen Abschwung gegeben hatte. Laut dem Bericht Investing in Europe 2024 von Invest Europe erreichte die Gesamtsumme der in Europa in Private Equity investierten Gelder 126 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 24 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Dies ist der dritthöchste Jahreswert, der jemals verzeichnet wurde. Die Erholung wurde vor allem von Buyout-Transaktionen angetrieben, die 2024 insgesamt 87 Milliarden Euro betrugen - ein Anstieg um 42 Prozent im Jahresvergleich. Dieses Niveau flirtet mit dem Allzeithoch von 2021, was auf ein Comeback der großen Buyouts durch Fonds hindeutet. Im Gegensatz dazu zeigte sich das Growth-Segment zögerlicher. Die Investitionen in diesem Sektor gingen 2024 um etwa 13 % zurück und lagen im Jahresverlauf bei rund 20 Milliarden Euro. Dieser Kontrast unterstreicht, dass die Erholung im Jahr 2024 vor allem großen Buyout-Transaktionen zugute kam, während die Investitionen in expandierende Unternehmen verhaltener blieben. Nichtsdestotrotz weist die Gesamtheit Buyout + Growth eine positive Dynamik auf, die stark zur allgemeinen Erholung des europäischen Private Equity beiträgt.
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Dominanz von Tech und Gesundheit
Die Fonds konzentrierten ihre Investitionen auf einige wenige Leitsektoren. Gemessen an der Anzahl der finanzierten Unternehmen dominieren die Informationstechnologie (ICT) und die Biowissenschaften/Gesundheit (Biotech & Healthcare) bei weitem: Zusammen stellen diese Branchen fast die Hälfte der im Jahr 2024 finanzierten Unternehmen. Dieses Gewicht spiegelt die aktuellen Investitionsprioritäten wider, mit einem starken Appetit auf Digitalisierung, Software, Gesundheit und Biotechnologie - Bereiche mit einem hohen Wachstums- und Innovationspotenzial in Europa.
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Parallel dazu stiegen auch die Abgänge im Jahr 2024 dramatisch an. Der Bericht weist für das Jahr Veräußerungen im Wert von 46 Milliarden Euro aus, was einem wertmäßigen Anstieg von 45 % im Vergleich zu 2023 entspricht. Die Zahl der Abgänge wiederum stieg im Jahresvergleich um etwa 10 %, was ein Zeichen dafür ist, dass die Fonds nach dem Tiefpunkt der vergangenen Jahre wieder Liquiditätsmöglichkeiten haben. Die Gesamtzahl von 46 Mrd. € ist eine der drei höchsten, die jemals in Europa verzeichnet wurden, was auf eine echte Belebung des Marktes für Abflüsse hindeutet. Die Art der Exits im vergangenen Jahr verdeutlicht einen bemerkenswerten Trend: Viele Transaktionen waren Weiterverkäufe von Unternehmen an andere Fonds (Secondary Buyouts). Tatsächlich wurde der Anstieg der Veräußerungen weitgehend von Unternehmensverkäufen an andere Private-Equity-Fonds getragen, was auf die Fähigkeit dieser Akteure hindeutet, sich bei der Begleitung von Unternehmen über einen längeren Zeitraum abzulösen. Diese Fluidität des Sekundärmarktes zeugt von der "Verfügbarkeit von Kapital und Fachwissen in Europa, um private Unternehmen zu halten und sie wachsen zu lassen und dabei lokale Erfolge in globale Champions zu verwandeln". Mit anderen Worten: Anstatt an die Börse zu gehen oder an einen Industriellen zu verkaufen, haben sich die Fonds häufig dafür entschieden, ihre Beteiligungen an andere private Investoren zu veräußern und so den Wachstumszyklus der von europäischen Fonds kontrollierten Unternehmen zu verlängern.
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Welche geografische Verteilung?
Das Vereinigte Königreich und Irland verzeichnen einen starken Anstieg der Investitionen auf das Niveau von 2021 (ca. 29% des europäischen Gesamtvolumens) und nehmen damit wieder ihre führende Position auf dem Kontinent ein - getragen von der Wiederaufnahme von Mega-Transaktionen und einem hohen Mittelzufluss (44% des beschafften Kapitals). Frankreich und die Benelux-Staaten folgen dicht dahinter: Auf sie entfallen 28% der europäischen Investitionen, und ihre Investoren bringen den größten Anteil des 2024 aufgebrachten Kapitals auf (30%), was von einem robusten Ökosystem zeugt. Die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) hingegen tritt mit nur 14% der investierten Beträge auf der Stelle, was die Verlangsamung der deutschen Wirtschaft widerspiegelt, und stellt nur 9% der Kapitalerhebungen des Jahres. Die nordischen Länder verzeichneten eine ähnliche Aktivität wie die DACH-Region (14% der Investitionen), während Südeuropa mit 13% etwas zurückblieb, da beide Regionen unter den Auswirkungen der strengeren Finanzierungsbedingungen litten. Mittel- und Osteuropa blieb marginal (2% der Investitionen), was vor allem auf die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten in der Region zurückzuführen ist.
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Verkäufe von ICT-Unternehmen bringen viel ein
Die sektoralen Trends bei den Investitionen spiegeln sich zum Teil auch bei den Exits wider. Der ICT-Sektor ist der Sektor mit den meisten Exits im letzten Jahr, was die hohe Fluktuation von Tech-Beteiligungen bestätigt. Gemessen am Wert wurden insgesamt 11,1 Mrd. EUR veräußert, womit der Sektor direkt hinter dem Konsumgütersektor (Consumer Goods & Services) liegt, der in Bezug auf den erzielten Betrag das Jahr über führend war. Mit anderen Worten: Die Tech-Branche ist die Nummer 1 beim Volumen der Veräußerungsgeschäfte und die Nummer 2 beim erzielten Wert, was die hohe Liquidität in diesem Sektor verdeutlicht.
Im achten Jahr in Folge die 100-Mrd.-Euro-Grenze überschritten
Trotz eines anspruchsvolleren Umfelds blieb das Fundraising in Europa auf einem sehr hohen Niveau. 156 Milliarden Euro wurden von Private-Equity-Fonds, die im Jahr 2024 schlossen (Final Closing Phase), insgesamt aufgebracht: ein historischer Rekord. Allein 78,2% der 156 Mrd. USD, die von Fonds in der Endphase des Closings eingeworben wurden, entfielen auf Buyout-Mittel. Insbesondere die großen paneuropäischen Buyout-Fonds schlossen im Jahr 2024 sehr große Closings ab und trugen so zu diesem neuen Rekord bei.
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Dachfonds gewinnen an Bedeutung
Der Bericht weist auch auf eine deutliche Veränderung in der Zusammensetzung der Kapitalgeber hin. Der Anteil der Pensionsfonds an der Kapitalbeschaffung ist zurückgegangen, da diese im Jahr 2024 nur noch 19 % des aufgenommenen Betrags ausmachen (gegenüber 27 % vor zwei Jahren). Im Gegensatz dazu stieg der Beitrag von Dachfonds und anderen Vermögensverwaltern deutlich an und erreichte 27 % des insgesamt aufgenommenen Kapitals. Dachfonds - die häufig Engagements kleinerer institutioneller oder privater Anleger bündeln - spielen eine immer größere Rolle und "demokratisieren" den Zugang zu dieser Anlageklasse für eine breitere Anlegerbasis. Konkret bedeutet dies, dass die Herkunft des Kapitals diversifiziert wird: Die sehr großen Investoren (Pensionsfonds, Versicherer) geben Ballast ab, der von Zwischenstrukturen aufgefangen wird, die verschiedene Investoren vereinen können (Dachfonds, Multi-Client-Manager, gelistete Plattformen usw.). Diese Entwicklung lässt sich durch die Einschränkungen erklären, denen einige große Pensionsfonds ausgesetzt waren (Nennereffekt, der zu einem relativen Überangebot an Private Equity führte), in Verbindung mit dem wachsenden Appetit einer Vielzahl kleinerer Akteure auf diese Anlageklasse.
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Wirtschaftliche und strategische Implikationen für Europa
Die erneute Dynamik des europäischen Private Equity im Jahr 2024 hat positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Einerseits bietet der massive Investitionsfluss - insbesondere in den Bereichen Tech und Gesundheit - den innovativen und wachstumsorientierten Unternehmen des alten Kontinents eine wichtige finanzielle Unterstützung. Dieses private Kapital ermöglicht es den europäischen KMU und Midcap-Unternehmen, schneller zu wachsen, Innovationen voranzutreiben und auf internationaler Ebene die Karriereleiter zu erklimmen. Buyout-Fonds tragen durch ihre Übernahme- und Konsolidierungsmaßnahmen ebenfalls dazu bei, große europäische Akteure in verschiedenen Sektoren zu schaffen. Durch die langfristige Begleitung von Unternehmen (insbesondere durch den Mechanismus der sukzessiven Weiterverkäufe zwischen Fonds) fördert Private Equity die Entstehung europäischer "Champions", die in der Lage sind, auf globaler Ebene zu konkurrieren.
Andererseits ist die starke Veräußerungsaktivität, die im Jahr 2024 zu beobachten war, ein gutes Zeichen für das Ökosystem. Erfolgreiche Exits bedeuten, dass die Fonds erhebliches Kapital an ihre Investoren (Pensionsfonds, Versicherer usw.) zurückfließen lassen und so Erträge erwirtschaften, die dann in neue Fonds reinvestiert werden können. Dieses Kapitalrecycling setzt einen positiven Finanzierungskreislauf in Gang, der dem europäischen Unternehmensgefüge zugute kommt. Beispielsweise profitieren die europäischen Pensionen trotz eines relativen Rückgangs ihrer Beteiligung im Jahr 2024 langfristig von den Ausschüttungen aus den Fonds, was letztlich den Rentnern und der Realwirtschaft zugute kommt.
Schließlich ist die Aufrechterhaltung einer hohen Kapitalbeschaffungskapazität in Europa, selbst in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld, ein starkes strategisches Signal. Es zeigt, dass Europa weiterhin globales Kapital anzieht, um seine Privatunternehmen zu finanzieren. Dieses Vertrauen der internationalen und inländischen Investoren ist entscheidend für die Unterstützung des künftigen Wachstums, der Innovation und des technologischen Übergangs auf dem Kontinent. Die Tatsache, dass die Mittelbeschaffung aus immer vielfältigeren Quellen stammt, verbreitert die Unterstützungsbasis für europäisches Private Equity, macht es weniger abhängig von einigen wenigen großen Akteuren und widerstandsfähiger gegenüber Unwägbarkeiten. Insgesamt erscheint das Jahr 2024 als Wendepunkt für einen Aufschwung des europäischen Private Equity in den Segmenten Buyout und Growth, dessen Schwung zur wirtschaftlichen Dynamik Europas und zur Konsolidierung seiner strategischen Autonomie in Schlüsselsektoren beitragen sollte.