Der Carried Interest oder "Carry" ist ein zentraler Vergütungsmechanismus im Private-Equity-Universum. Es handelt sich dabei um eine Form der Erfolgsbeteiligung, die es ermöglicht, die Interessen der Managementteams (General Partners - GPs) mit denen der Investoren (Limited Partners - LPs) in Einklang zu bringen. Der Carried Interest beträgt in der Regel 20 % der vom Fonds erwirtschafteten Kapitalgewinne und wird nur dann ausgezahlt, wenn ein bestimmtes Rentabilitätsniveau erreicht wird.
Definition von Carried Interest
Der Carried Interest ist eine variable Vergütung für Fondsmanager, die von der Performance des Investmentfonds abhängt. Er ist weder ein festes Gehalt noch eine Provision, sondern ein Anteil an den erzielten Gewinnen, der nur dann gewährt wird, wenn eine vordefinierte Rentabilitätsschwelle (die sogenannte Hurdle Rate) überschritten wird.
Dieser Anreizmechanismus zielt darauf ab, :
- Überragende finanzielle Leistungen belohnen.
- Förderung der langfristigen Wertschöpfung.
- Sicherstellung einer Interessenangleichung zwischen GPs und LPs.
Warum wird der Carried Interest in Private Equity verwendet?
Der Carried Interest beruht auf Grundprinzipien, die für Kapitalinvestitionen typisch sind:
- Interessenangleichung: GPs erhalten nur dann einen Anteil an den Gewinnen, wenn die Anleger zuvor eine ausreichende Rendite auf ihr Kapital erzielen.
- Leistungsanreiz: Wenn keine Gewinne erzielt werden, wird kein Carried Interest ausgezahlt.
- Leistungsorientierte Vergütung: Nur Fonds mit überdurchschnittlicher Wertentwicklung führen zu einer solchen Vergütung für die Fondsmanager.
Funktionsweise von Carried Interest
Die Funktionsweise des Carried Interest beruht auf einer klar definierten Struktur der Gewinnausschüttung, die in der Regel in mehreren Schritten organisiert ist.
Klassisches Verteilungsschema
- Kapitalrückzahlung: Die Anleger erhalten in erster Linie ihr gesamtes investiertes Kapital zurück.
- Hurdle rate erreicht: Eine Mindestrendite (oft um die 8 % pro Jahr) muss überschritten werden, bevor eine Auszahlung erfolgt.
- Aufteilung der Kapitalgewinne :
- 80% der zusätzlichen Gewinne für die Anleger.
- 20 % für die Managementteams in Form von Carried Interest.
- 80% der zusätzlichen Gewinne für die Anleger.
Beispiel für eine Berechnung
- Aufgenommenes Kapital: 100 Mio. €
- Endwert des Fonds nach 10 Jahren: 200 Mio. €
- Bruttogewinn: 100 Mio. €
- Hurdle rate: 8 %
Schritt 1:
Die LPs erhalten 100 Mio. € + garantierte Rendite zurück.
Schritt 2:
Der Überschuss wird aufgeteilt:
- 80% für LPs
- 20% für GPs (Carried Interest)
Bedingungen und Herausforderungen des Carried Interest
Die Hurdle Rate: eine Leistungsvoraussetzung
Die Hurdle Rate ist eine Mindestrendite, die vor der Auslösung des Carried Interest verlangt wird. Sie stellt einen Schutz für die Anleger dar. Im Durchschnitt liegt diese Rate zwischen 7 und 8 % pro Jahr, kann aber je nach Strategie und Profil des Fonds ausgehandelt werden.
Der Clawback: Regularisierungsmechanismus
Um Situationen zu vermeiden, in denen GPs bei einer schlechten Endperformance eine unangemessene Vergütung erhalten, kann eine Clawback-Klausel eingebaut werden. Sie schreibt vor, dass die Manager den erhaltenen Carried Interest ganz oder teilweise zurückzahlen müssen, wenn die Endergebnisse des Fonds nicht den Erwartungen entsprechen.
Beispiel: Wenn der Fonds bei den ersten Veräußerungen sehr gut abschneidet, bei den letzten Veräußerungen jedoch Verluste erleidet, müssen die GPs einen Teil des bereits gezahlten Carried Interest zurückerstatten.
Besteuerung von Carried Interest
Die steuerliche Behandlung des Carried Interest ist je nach Rechtsordnung unterschiedlich. In Frankreich kann dieser Mechanismus unter bestimmten Bedingungen von einer günstigen Steuerregelung profitieren. Dies setzt insbesondere voraus, dass die Manager über ein persönliches finanzielles Engagement in dem Fonds ein erhebliches wirtschaftliches Risiko eingehen.
Abschluss
Der Carried Interest ist ein grundlegender Hebel für die Performance und die Attraktivität von Private-Equity-Fonds. Er ist ein starkes Motivationsinstrument für die Managementteams und bietet gleichzeitig eine Garantie für die Seriosität der Anleger. Durch die Begrenzung der Ausschüttung von Kapitalgewinnen trägt dieser Mechanismus zur Schaffung eines dauerhaften Vertrauensverhältnisses zwischen allen Beteiligten bei.